Pages, das Textverarbeitungsprogramm aus der iWork-Suite, ist eigentlich gar kein richtiges Textverarbeitungsprogramm. Es ist eine Art Zwitter - irgendwo zwischen Textverarbeitung und Desktop Publishing. Pages hat sich mit dem letzten größeren Update leider viel Kritik eingehandelt - teilweise zu Recht, teilweise verdeckt die ganze Kritik aber das Potential, die sich in diesem Programm versteckt. Allein die Desktop Publishing-Fähigkeiten sind es wert, genauer unter die Lupe genommen zu werden.

In Pages 5 versteckt sich der Wechsel zwischen Textverarbeitungs- und Layoutvorlage in den Dokumenteinstellungen. Hier muss man das Häkchen bei "Dokumenttext" entfernen, dann wird ein DTP-fähiges Dokument daraus.

Mit Pages lassen sich auf diese Weise Druckvorlagen gestalten, die man am heimischen Drucker ausdrucken kann. Man kann solche Druckaufträge aber auch an professionelle Druckdienstleister vergeben - allerdings stellen Druckereien hohe Anforderungen an die Qualität der Vorlagen. Der Profi nimmt dazu meistens irgendwelche Adobe-Programme - teuer, schwerfällig und oft gar nicht nötig. Auch mit Pages kommst du sehr weit - wenn du weisst, wie...

Die Crux des Ganzen: Die mit mehr oder minder viel Mühe erstellten Dokumente müssen in einer bestimmten Weise druckfähig sein, sonst wird schnell Murks aus dem Ergebnis.
 

Pages-Dokumente in den Druck geben

Einfach eine der mitgelieferten oder hier erhältlichen Vorlagen anzupassen bzw. eigene Vorlagen zu gestalten, ist ohne viele Umstände möglich und du kannst daraus ein PDF erstellen, dass im örtlichen Copy-Shop oder bei einem Online-Digitaldruck-Service gedruckt werden kann. Ob die Ergebnisse dann zufrieden stellen, ist eine andere Sache...

Qualitativ hochwertigere Ergebnisse darfst du von einer "richtigen" Druckerei -am Besten vor Ort- erwarten, allerdings stellen diese Druckerei-Betriebe hohe Anforderungen an das Material, das du ihnen liefern sollst. Nachfolgend will ich beschreiben, wie du diesen Anforderungen weitgehendst gerecht werden kannst:
 

Digitaldruck oder Offsetdruck

Die meisten Copy-Shops oder Online-Druckdienste arbeiten im Digitaldruck-Verfahren und können Daten im RGB-Modus verarbeiten. Anspruchsvollere Druckvorhaben werden jedoch im Offset-Verfahren gedruckt und müssen im CMYK-Modus vorliegen.

Mit Pages erstellte Dokumente liegen üblicherweise im RGB-Farbraum vor und sind daher ohne besondere Vorarbeit bzw. Nacharbeit nur eingeschränkt (oder auch gar nicht) für den Druck auf einer Offset-Maschine zu gebrauchen (theoretisch sollte auch ein professioneller Dienstleister imstande sein, RGB-Dokumente nach CMYK zu konvertieren - die Praxis sieht anders aus).
 

Beschnittmarken

Professionelle Druckdienstleister arbeiten i.d.R. mit Papierformaten, die größer als übliche Papiermasse sind. Die Druckerei druckt auf diese „übergroßen“ Formate und schneidet nachher die nicht benötigten Bereiche ab - deshalb spricht man hier von „Beschnittrand“. Dazu braucht der Drucker Beschnittmarken, damit er weiss, welcher Teil der Vorlage als Beschnittrand nicht zum fertigen Dokument gehören soll.

Orientierung bieten hier die Hilfslinien in Pages oder aber spezielle Druckmarken. Der Beschnittrand umfasst i.d.R. 3 - 5 mm. Diese Beschnittränder sollten Sie mit Druckmarken markieren - die Hilfslinien nützen dem Drucker nicht viel, da sie im an den Drucker gelieferten PDF nicht mehr sichtbar sind.

Farbflächen, die bis zum Rand gehen sollen, müssen in der Vorlage über die Beschnittmarke hinaus reichen um sicher zu stellen, dass im fertig gedruckten Dokument die Farbfläche auch wirklich bis zum Rand geht.
 

Farben

Farben werden auf dem Monitor anders ausgegeben wie sie der Drucker verarbeitet - der Monitor arbeitet mit 3 Grundfarben („RGB“ - Rot, Grün, Blau), der Drucker mit 4 („CMYK“ = Cyan, Magenta, Yellow, Key [=Black]).

Sind die Vorlagen, die du an einen Drucker liefertst, nicht in CMYK angelegt, kommt es fast immer zu Farbverschiebungen und Farbverfälschungen in den Druckergebnissen. Ein Schwarz im RGB-Farbraum wird ein anderes Schwarz wie im CMYK-Farbraum sein, insbesondere machen auch Blautöne große Probleme, da ein Blau im RGB-Farbraum im Vierfarbdruck oft einen deutlichen Violett-Stich bekommt.

Diese Probleme umgeht man, indem man die für den Druck bestimmten Vorlagen generell in CMYK anlegt - dies betrifft die Textformatierung ebenso wie die in das Dokument eingefügten Bilder oder Grafiken.

Grundsätzlich sollte ein professioneller Druckdienstleister aber auch imstande sein RGB-Daten in CMYK zu konvertieren - das solltest du vorab mit deiner Druckerei besprechen.
 

Textformatierung und Farben

Schriften bzw. Texten können in bestimmten Farben angelegt werden. Dazu rufst du mit der Tastenkombination

⇧ - ⌘ - C

den Farbmanager von Pages auf. Über den zweiten Button von links gelangst du zu einem Auswahlmenü und kannst dir vor Augen führen, dass ein in RGB angelegtes vermeintliches Vollton-Schwarz im CMYK-Modus kein volles Schwarz ist. Um im CMYK-Modus ein Vollton-Schwarz (und damit eine „sattes“ Druckergebnis) zu erreichen, musst du hier erst alle Bereiche auf 100% stellen.

So genannte „Schmuckfarben“ (z.B. Goldtöne) werden in weiteren Farbräumen erstellt („HKS“, „RAL“ oder „Pantone“). Mit diesen Farbräumen kann Pages nicht viel anfangen, diese können aber begrenzt in CMYK simuliert werden - reichen aber nie an die ursprüngliche Brillanz heran. Am Besten vermeidest du die Verwendung von Schmuckfarben. Im Einzelfall sollte hier die Druckerei Vorgaben machen können.

Druckaufträge mit iWork Pages erstellen


Vorbereitung von Bild- oder Grafik-Material

Bildmaterial (z.B. Fotos, die mit einer Digitalkamera aufgenommen wurden) liegt in aller Regel auch im RGB-Modus vor - die Folgen für die Druckergebnisse sind die gleichen wie oben bereits beschrieben: Es kommt beim Ausdruck zwangsläufig zu Farbverschiebungen.

Für die Druckvergabe muss das Bildmaterial erst in den CMYK-Farbraum konvertiert werden oder aber das Bildmaterial muss bereits beim Einfügen in die Vorlage im CMYK-Farbraum vorliegen. Die nicht auf den professionellen Gebrauch ausgerichteten Bildbearbeitungs-, Zeichen- oder Layoutprogramme können meistens nicht mit dem CMYK-Farbraum umgehen - trotzdem gibt es eine Möglichkeit, das im RGB-Modus vorliegende Material vor dem Einfügen in die Vorlage mit Bordmitteln von OSX nach CMYK zu konvertieren.

Dazu bedienst du dich eines Automator-Workflows, den du dir sichselbst zusammenstellen kannst, wenn du dem Muster der Abbildung folgst:

Druckaufträge mit iWork Pages erstellen

Auch wenn Pages mit unterschiedlichsten Bildformaten umgehen kann, sollten Bilddateien für einen professionellen Druckauftrag immer als TIFF eingebunden werden, da nur dieses Dateiformat einen korrekten Umgang mit dem Farbmanagement gewährleistet. Der Automator-Workflow konvertiert die Bilddatei zuerst in ein TIFF und dann den Farbraum in den CMYK-Modus.

Anschließend wird der Bilddatei das „Allgemeine CMYK-Profil“ zugewiesen (sehr oft wird auch „ISOcoated v2“ gefordert) - per Drop-Down-Menü sind im Automator-Workflow auch andere Farbprofile zuweisbar - welches Farbprofil das geeignete ist, müssest du ggfs. vor der Druckvergabe mit deiner Druckerei absprechen, evtl. erhälst du von deiner Druckerei auch ein spezielles Farbprofil.  

Stellt die Druckerei ein spezielles Farbprofil zur Verfügung, legst du dies im Verzeichni

~/Library/ColorSyn/Profiles

ab, anschließend sollte es vom System verwendet werden können.

 

Bildauflösung

Monitore brauchen, damit das menschliche Auge das Bild als scharf wahrnimmt, eine Auflösung von 72 bis 96dpi (dpi = Pixel pro Zoll). Für den Ausdruck am heimischen Drucker sollten es hingegen bereits mindestens 150dpi sein, damit das Bild oder die Grafik hinreichend scharf erscheint.

Ein professioneller Druckdienstleister wird bereits eine Auflösung von 300dpi oder mehr haben wollen - du solltest dies vor der Druckvergabe mit der Druckerei absprechen.

Du solltest dein Bild- oder Grafikdateien also bereits vor dem Einfügen in die Pages-Vorlage in dieser Auflösung vorliegen haben - das sollte mit den üblichen Bildbearbeitungsfunktionen von OSX (z.B. in Vorschau) machbar sein.
 

Schriften

Wenn du eine Vorlage an einen Druckdienstleister übergibst, wird teilweise gefordert, die Schriften vorher in "Pfade” umzuwandeln. Abgesehen davon, dass das mit Bordmitteln von OSX nicht möglich ist, muss ich davon abraten, denn hierbei sind Probleme vorprogrammiert.

Schriften müssen aber in das Dokument eingebettet werden - dies erfolgt aber bei der nachfolgend beschriebenen Konvertierung in ein PDF ohnehin.
 

Weitergabe der Vorlage

Allenfalls in Ausnahmefällen wird man eine Pages-Vorlage im .pages-Format an die Druckerei weiter geben können - Druckereien verarbeiten aber  druckfähige .pdf-Formate.

Druckfähig“ bedeutet dabei, dass es sich um PDF-Dateien in Druckausgabequalität handelt („PDF/A-1“ oder vergleichbar) - Mac OSX kann solche Formate erstellen und damit sollte eine Druckerei im Normalfall zurecht kommen. Druckereien können sich in Ihrer Vorgehensweise und in Ihren Anforderungen jedoch unterscheiden - ggfs. ist es notwendig, die erstellten Materialien vor der Druckvergabe in Absprache mit Ihrer Druckerei noch einmal anzupassen.

Wenn die Vorlage fertig gestellt worden ist, exportierst du sie in ein PDF-Format und belässt die Export-Einstellung auf „optimal“. Dies geht über den Druckdialog in Pages oder über 

Fenstermenü > Bereitstellen > Exportieren

Dadurch wird ein PDF 1.4 erzeugt (vermeiden solltest du es, das PDF über den Druckdialog als PDF-X zu speichern - bei Betriebssystemen vor OSX Lion ist dies noch möglich).

Der Drucker muss bei transparenten Grafiken bzw. Bildelementen ggfs. noch eine Transparenzreduzierung vornehmen, da hier die Bordmittel von OSX nicht zuverlässig arbeiten.

Wenn du den Druckauftrag erteilst, lässt du dir bitte unbedingt einen „Proof“ erstellen - dies ist geringfügig teurer - aber nur so kannst du überprüfen, ob die Druckausgabe deinen Vorstellungen entspricht. Andernfalls kann es passieren, dass 10.000 Bögen Briefpapier in völlig falschen Farben oder vielleicht auch falsch positioniert gedruckt ausgeliefert werden.

Hinweis: Das Druckergebnis kann man vorab nicht überprüfen, indem du die Dateien am heimischen Drucker ausdruckst. Übliche Heim- oder Bürodrucker verarbeiten Farben ganz anders als ein Drucker in der Druckerei und daher wird das, was der eigene Drucker ausdrucken wird, farblich von einem aus der Druckerei kommenden Druckergebnis abweichen.