Ich verwende Google an vielen Stellen als Synonym für „Suchmaschine“. Das ist nicht ganz korrekt, aber Google ist die unangefochtene Suchmaschine Nr. 1, was sich schon daran zeigt, dass das Suchen mit einer Suchmaschine als „googeln“ bezeichnet wird. Und ebenso verwende ich ChatGPT synonym für chat.open.ai.

Es gibt noch ein weiteres KI-Tool: Gemini - das KI-Tool von Google. Ich selbst habe wenig Erfahrung damit, da mir die bisherigen Ergebnisse zu schlecht waren (allerdings habe ich bislang auch nur mit der kostenlosen Version experimentiert).


Das Ranking und seine Folgen.

Ein wesentlicher Knackpunkt bei der Nutzung von Google, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist das Ranking. Die erste und zweite Suchergebnisseite wird in der Regel von bestimmten Treffern dominiert. Meist sind dies die ganz großen Anbieter, angefangen von Wikipedia bis hin zu den großen Unternehmen. Kleinere Anbieter haben kaum eine Chance, auf den ersten Plätzen zu landen, und wenn man auf der dritten oder einer späteren Suchergebnisseite landet, ist das gleichbedeutend mit der Unsichtbarkeit des Suchmaschineneintrags.

Das mag monetäre Gründe haben, aber zunehmend landen auch politisch missliebige Einträge auf den hinteren Plätzen (oder fliegen ganz aus dem Index). Und wer nach welchen Kriterien entscheidet, was politisch oder aus anderen Gründen missliebig ist, bleibt im Dunkeln und entzieht sich jeder demokratischen Kontrolle. Seit etwa fünf Jahren, beginnend mit der Corona-Pandemie, fällt dies kritischen Geistern zunehmend auf, und heute muss man schon Tomaten auf den Augen haben, um nicht zu sehen, dass der Google-Algorithmus nicht wertfrei ist.

Ein weiterer Faktor der Verzerrung durch Ranking größer und potenter Seiten ist, dass große Anbieter sich mit aufwändigen SEO-Maßnahmen gute Ranking-Plätze erkaufen können und so kleinere, aber nicht minder informative Seiten dadurch in Hintertreffen geraten.

Zwischenfazit: Die Google-Suche funktioniert nicht mehr richtig, die Suchergebnisse werden immer schlechter. Und hier kommen (vielleicht) KI-Tools wie ChatGPT und Perplexity ins Spiel, wobei es wohl nur eine Frage der Zeit ist, bis auch der Algorithmus dieser Tools so versaut ist, dass auch sie nicht mehr funktionieren. Jedenfalls nicht so, dass halbwegs neutrale Ergebnisse herauskommen.


KI-Tools generieren Sprachbrei.

KI-Tools arbeiten etwas anders als klassische Suchmaschinen. Sie durchforsten verschiedene Suchmaschinen und bekannte Webseiten nach relevanten Informationen und generieren daraus einen mehr oder weniger treffenden „Sprachbrei“ als Antwort auf deine Frage (="Prompt"). Die Betreiber der KI-Tools gehen dabei unterschiedlich vor: So greift ChatGPT (zumindest in der Web-Browsing-Funktion) sehr stark auf die Bing-Suche zurück, während Perplexity eine eigene Suchmaschine im Backend hat, sich ansonsten aber eher bedeckt hält, wie sie zu ihren Informationen gekommen sind.

Je differenzierter und ausformulierter der Prompt, desto differenzierter der ausgegebene „Sprachbrei“. Ich schreibe deshalb „Sprachbrei“, weil die Antwort (so zutreffend sie auch sein mag) nichts mit echter Intelligenz zu tun hat, sondern lediglich eine sprachlich aufbereitete Zusammenführung unterschiedlichster Inhalte ist, die die KI-Tools zu einer bestimmten Fragestellung gefunden haben. Nicht umsonst spricht man im Zusammenhang mit KI-Werkzeugen von „Sprachmodellen“.

Dieser „Sprachbrei“ mag sich intelligent lesen, aber am Ende ist es mehr oder weniger dummer, automatisch generierter Content. Dieser Content ist potentiell höchst fehlerhaft und seine intelligente Verpackung macht ihn so gefährlich, weil die vordergründig so treffende Antwort völlig daneben liegen kann. Nichts ist hier verlässlich und nicht selten halluzinieren sich ChatGPT oder Perplexity etwas zusammen.

Dennoch haben KI-Tools wie ChatGPT, Perplexity und andere unbestreitbare Vorteile gegenüber klassischen Suchmaschinen - und das liegt nicht nur daran, dass die Antworten hier mundgerecht formuliert werden. Die Betreiber der KI-Tools haben das erkannt und bieten mittlerweile sogar Such-Plugins (für bestimmte Browser) an, die man direkt in seinen Browser integrieren und so die klassische Google-Suche gleich ganz links liegen lassen kann.


Ranking gibt es auch bei ChatGPT.

Nun könntest du denken, dass die Suchvorgänge, auf denen die Antworten von ChatGPT basieren, frei von bestimmten Präferenzen sind. Doch weit gefehlt, auch hier gibt es eine Art von Ranking und gerade dann wenn es um journalistische Quellen geht, stehen im deutschsprachigen Raum zwei Quellen ganz oben: Welt und BILD. Bei Antworten auf deine Prompts mögen bestimmte, große Quellen bevorzugt werden, ggfs. aufgrund nicht ganz eindeutiger Partnerschaften mit ChatGPT/Open.ai. Du kannst beim Formulieren eines Prompts solche Quellen aber auch explizit ausschließen, insofern ist das Thema bei der Bewertung von ChatGPT zwar nicht ganz außen vor, man muss das aber nicht allzu hoch hängen. Solche Partnerschaften gibt es aber auch mit anderen Quellen (auch zu solchen, auf die du wegen einer Paywall keinen Zugriff hast). Das muss nichts schlechtes bedeutend, aber du solltest das bei der Bewertung der Antworten im Hinterkopf haben. Die Quellen kannst dir sowohl in ChatGPT wie auch Perplexity anzeigen lassen - teilweise nur mit Einschränkung.

Wie das mit dem Ranking bzw. der unterschiedlichen Bewertung der Quellen bei Perplexity aussieht und welchen Einfluss das auf die Antworten hat, kann ich nicht sagen, aber ich nehme an, dass es auch hier eine Art Ranking der Quellen gibt.


Welche Rolle kann DEVONagent noch übernehmen?

Bei all dem KI-Hype ist DEVONagent vielleicht ein wenig der Dinosaurier, der auf den ersten (ungerechtfertigten) Blick in einer längst vergangenen Zeit stecken geblieben zu sein scheint. Auch bei DEVONagent werden, ähnlich wie bei KI-Tools, verschiedenste Quellen für eine Suchanfrage zusammengeführt.

Der entscheidende Unterschied ist zum einen, dass du deine Quellen selbst auswählst und sehr genau entscheiden kannst, was DEVONagent abfragen soll. Hier ist deine eigene Intelligenz gefragt: Du bist derjenige, der Entscheidungen treffen muss. Der zweite Unterschied besteht darin, dass die Suchergebnisse von DEVONagent Treffer wie bei klassischen Suchmaschinen sind und kein vorgefertigter „Sprachbrei“. Du musst die Inhalte selbst bewerten, selektieren und daraus ein zusammenfassendes Ergebnis destillieren. Auch hier ist dein geistiges Engagement gefragt. Unter dem Strich ist dieser Weg sicher der mühsamere, aber sicher der, der unseren intellektuellen Fähigkeiten als denkende Menschen eher entspricht. Insofern sicher ein Auslaufmodell...

Oder etwas neutraler und weniger pessimistisch formuliert:

  • ChatGPT & Co. eignen sich hervorragend für schnelle Zusammenfassungen von komplexen Themen
  • DEVONagent kann gezielt in wissenschaftlichen Quellen suchen und so z.B. akademische Arbeiten unterstützen.

Bleibt zu hoffen, dass DEVONagent, das seit geraumer Zeit kein wirkliches Update mehr erfahren hat, weiterentwickelt wird - im schlimmsten Fall auch gegen den Strom zunehmender intellektueller Verblödung...


In einem Folgeartikel werde ich die drei großen KI-Tools miteinander vergleichen und dabei auch den heiß geliebten DEVONagent-Browser miteinbeziehen.

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Bildquelle: Pexels (Matheus Bertelli)