KI ist wie die Atombombe. Kein Spielzeug, kein Tool, keine freundliche Zukunftshelferin, sondern ein Gamechanger. Sie wird alles verändern. Ob zum Guten oder zum Schlechten? Das wird sich zeigen.

KI wird die Arbeitswelt drastisch verändern - aber nicht nur auf den unteren Ebenen, sondern auch auf den Führungs- und Entscheidungsebenen. Wer glaubt, dass er seinen Job „mit KI“ machen kann, wird bald feststellen, dass er ihn auch „durch KI“ verliert. Amazon plant bereits, ganze Managementebenen durch KI zu ersetzen. Nicht die Packer, nicht die Fahrer. Nein – die Schreibtischtäter mit PowerPoint und Bullshit-Bingo. Die, die dachten, sie seien unersetzlich. Willkommen in der schönen neuen Welt, in der Dienstleistungsgesellschaft und arbeitsteilige Komfortzonen ins Wanken geraten.

Was aber wird aus all den Menschen, deren Daseinszweck darin bestand, sich gegenseitig Mails zu schreiben und Excel-Tabellen weiterzuleiten? Was sollen all die Hochgelobten jetzt tun, wenn der nächste Produktivitätssprung darin besteht, sie schlichtweg zu entfernen? Dass daraus ein „Next-Level“ der Menschheit entsteht ist für mich schwer vorstellbar.

Für mich war die erste nachhaltige Begegnung mit der Digitalisierung der Kauf eines iMac, der seinerzeit die Textverarbeitungsschreibmaschine ersetzte. Plötzlich war ich in einer Welt, die ich fünf Jahre zuvor für mich als unerreichbar ansah. Dann kamen die iPhones (und der ganze andere SmartPhone-Sch...). Ohne ein iPhone gehe ich heute nicht mehr aus dem Haus - ich bin auf den verschiedensten Ebenen ständig erreichbar, die ganze Welt ist für mich zugänglich, ich bezahle mit meinem iPhone und jeder meiner Schritte, die ich mache, ist von wem auch immer, nachvollziehbar.

Das ist genauso beängstigend, wie es Möglichkeiten eröffnet. Aber eines ist klar: Ich kann mich dem verweigern und versuchen konsequent analog zu bleiben, aber die Entwicklung wird dann ohne mich weitergehen. Genauso ist das mit der KI: Da ist etwas losgetreten worden und hat eine Eigendynamik entwickelt, die wir gesellschaftlich nicht mehr einhegen und begrenzen können. Wir können uns nur noch arrangieren und versuchen, einen persönlichen Nutzen daraus zu ziehen, aber sich quer zu legen wird schon bald bedeuten, dass man gesellschaftlich draußen ist.

Natürlich hängt alles davon ab, wie wir KI nutzen. Mal ein vielleicht hinkender Vergleich: Moderne Programmierer arbeiten oft mit Bibliotheken, die sie selbst kaum noch überblicken. Genau das passiert jetzt auch mit Sprache, Denken, Wissen. Wir benutzen Werkzeuge, deren Funktionsweise wir nicht mehr verstehen – und lassen sie über unsere Inhalte, Meinungen und Entscheidungen mitbestimmen.

KI ist im Moment vor allem eines: eine Suchmaschine mit Sprachfähigkeit. Sie versteht menschliche Sprache, antwortet in vollständigen Sätzen – wirkt dabei oft klüger, als sie ist. Tatsächlich ist sie so dumm, dass es brummt - sie ist allenfalls imstande, Einzelbuchstaben per Algorithmus aneinander zu reihen. Das macht sie aber so gut, dass man deren Output nicht mehr von "richtiger" Intelligenz unterscheiden kann. Selbst Empathie simuliert KI mittlerweile so gut, dass die Mehrzahl der Psychotherapeuten demnächst überflüssig werden wird. Aber wie immer gilt: Garbage in, garbage out. Wer KI mit Unsinn füttert, bekommt Unsinn zurück. Das allein ist nicht gefährlich. Gefährlich wird es erst, wenn Menschen diese Antworten nicht mehr als maschinelle Vorschläge begreifen, sondern als letzte Wahrheit.

Besonders bedenklich: Die öffentlich verfügbare KI, die dem Volk überlassen wird, ist bereits manipulativ – auf Linie programmiert, wertekonform, regierungsnah, politisch auf Kante gebügelt. Sie lügt notfalls mit voller Überzeugung, zensiert, was nicht passt, und wiederholt es dann, bis auch der Letzte denkt, es sei wahr. Für kritische Geister ein spannendes Werkzeug – für einfache Gemüter ein Desaster.

Das zeigte sich bereits und gerade in den letzten fünf Jahren im Umgang der breiten Masse mit der etablierten Medienmaschinerie. Wer kein kritisches Bauchgefühl entwickelt hatte, glaubt auch heute noch, dass das alles pure Wahrheit ist, was einem alltäglich Tagesschau, Maischberger, Lanz & Co präsentieren (oder "für den Zuschauer aufbereiten"...). Wer in den letzten fünf Jahren nicht zu kritischer Auseinandersetzung imstande war, den wird die KI allenfalls noch als Objekt missbrauchen. Am Ende kann derjenige sich dann Chippen lassen und glücklich damit werden. Glücklich, aber dumm.

Ich selbst nutze KI gern. Sie fordert mich heraus, wirft neue Aspekte auf, bringt Ideen ins Spiel, auf die ich allein vielleicht nicht gekommen wäre. Aber ich gehe nicht mit dem Wunsch daran, dass sie für mich denkt. Ich will keine Denkprothese. Ich will Reibung. Nur so wird aus digitalem Pingpong echtes Denken. Wissenschaft, Gesellschaft, Demokratie etc. leben von der Auseinandersetzung, vom Diskurs. Ohne Diskurs gibt es keinen Fortschritt mehr.

Der Vergleich der KI mit der mRNA-Impfung mag auf den ersten Blick weit hergeholt klingen, aber er trifft einen Punkt: Die eine Technologie verändert dich nur, wenn du sie falsch benutzt. Die andere verändert dich – ob du willst oder nicht. KI beeinflusst dein Denken, wenn du ihr das Steuer überlässt. Die mRNA – nun ja, lassen wir das. Beide zeigen aber, wie wenig Mündigkeit in einer (technik)gläubigen Gesellschaft noch übrig ist.

Wer keine Bildung hat, keine Basiskompetenzen, kein eigenes Denken, läuft Gefahr, der KI zu überlassen, was eigentlich Menschsein ausmacht: Urteilsvermögen. Orientierung. Kreativität. Die Fähigkeit, Widersprüche auszuhalten, Unsicherheiten auszuhalten, die Komplexität der Welt nicht sofort mit einer Antwort niederzuknüppeln. Und da KI imstande ist, Bildung in einer Weise zu simulieren, dass selbst Gebildete nicht mehr wissen, was Bildung ist, beißt sich hier die Katze in den Schwanz.

Wer heute ohne eigenes Denken durch die Welt navigiert, gleicht einem Autofahrer, der sich vom Navi führen lässt, aber keine Ahnung hat, wo er ist – oder wo er wäre, wenn der Strom ausfiele. Und ich wette, es dauert nicht mehr lange, bis in der Schule nicht mehr geschrieben und gerechnet wird (war da nicht so ein BaWü-Ministerpräsident, der so etwas kürzlich mal forderte...?) – warum auch, wenn die KI das doch macht?

Die Wahrheit ist: Man verlernt das Denken. Stück für Stück. Und wenn es nur ein bisschen ist, reicht es schon, um sich irgendwann selbst nicht mehr zu erkennen. Deshalb mein Rat: Nutze KI. Aber mach sie nicht zu deinem Hirn. Und um Himmels willen – verwandle dich nicht in ein KI-generiertes Cartoon-Gesicht, nur weil es gerade hip ist. Gesichtserkennung, Datenklau, Überwachung – das ist kein Sci-Fi, das ist Realität. Und du bist mittendrin.

Fröhlich klickend. Und irgendwann… ganz still.